Kirchspiel Rowno

Kirchspiel Rowno / Rowne (gegr. 1902)

Im Jahr 1902 wurde Rowno die dritte "Ständige Adjunktur" vom Kirchspiel Shitomir (Tutschin 1888 und Nowograd-Wolhynsk 1889 waren die ersten zwei). Es wurde gebildet aus Teilen des Kirchspieles Tutschin und umfaßte Kolonien in den Kreisen Dubno, Ostrog, Kremenez, Rowno und Luzk. Obwohl in Rowno selbst nur 10 evangelische Familien wohnten, zählte der Kreis Rowno 2.248 Gemeindeglieder, im Kreis Dubno waren es 3.671, im Kreis Ostrog 1.314, im Kreis Luzk 200 und im Kreis Kremenez 33. Zur Kirchspielgründung wurden insgesamt 7.466 Seelen geschätzt. Der offizielle Status eines Kirchspieles wurde vom Minister des Innern im Jahr 1907 bestätigt. Ernst ALTHAUSEN, der zuvor Pastor in Tutschin war, wurde erster Pastor in Rowno. In der Stadt Rowno wurde ein Haus gekauft, das zum Pastorat und Bethaus ausgebaut wurde. Dubno bekam 1906 ein Bethaus und die erste Kirche in dem Kirchspiel entstand in Karlswalde im Jahre 1907. Ansonsten hatte das Kirchspiel nur 10 weitere Bethäuser. Ein Siechenheim bestand in Rowno seit 1904. Um 1905 hatte das Kirchspiel etwa 10.000 Gemeindeglieder. 10)

Als 1907 die Agrarbank ein Großteil des Pachtlandes in Wolhynien übernahm, wurden viele deutsche Kolonisten gezwungen, ihren Hof zu verlassen. Sechs Ortschaften im Kirchspiel Rowno verloren ihre deutschen Kolonisten, die meisten von ihnen wanderten in die Baltische Region, Posen oder nach Amerika. Als Pastor ALTHAUSEN im Jahr 1908 das Kirchspiel "unter besonderen Umständen" verließ, war es bis 1915 ohne Pastor und wurde in dieser Zeit von den Pastoren aus anderen Kirchspielen betreut. Nach der Vertreibung während des 1. Weltkrieges übernahm Pastor TORINUS die Verantwortung für eine kurze Zeit, danach wurde das Kirchspiel bis 1927 wieder von fremden Pastoren betreut. Die Pastoren aus Tutschin (TORINUS, RUSNOK und KRUSCHE) kümmerten sich um den nördlichen Teil, während der Südteil von den Pastoren aus dem Kirchspiel Luzk (KLEINDIENST?) betreut wurde. Bald nach dem Krieg wurde die zerstörte Kapelle in Rowno unter Leitung von Kirchenratsmitglied Emil ARNDT repariert, aber erst als ein neuer Pastor im Jahre 1927 (SIKORA) zum Einsatz kam, wurden weitere Kapellen gebaut oder renoviert wie in Sophiewka und Michalowka (1928), Moczulki und Krasnopol (1930), Koraz und Perelysianka. Die Kapelle in Rowno wurde 1933 in eine Kirche umgebaut. 14)

Im Jahre 1926 wurde Dubno eine Filiale von Rowno. Sie wurde1936 zum selbständigen Kirchspiel ernannt.

Die Pastoren des Kirchspiels Rowno

1902 – 1908 Ernst ALTHAUSEN
1918 – 1921 Erhard TORINUS (aus Tutschin)
1921 – 1924 Georg RUSNOK
1927 – 1939 Paul SIKORA

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Evangelische Gemeinden im Kirchspiel Rowno

Adamufka+ Krasnopol Radziwolow
Alexandrufka+? Kurdiban Redke Dubi+
Alexandrufka+? (bei Dumbrowka) Kustarnaja (Fürstental) Retschischtsche+~
Anilufka (Anielowka)+ Lelewy Rowno~
Debriza (Debryca)+ Leontufka+ Rudezka (Rudecka)
Dombrowka+ Lessnaja (Fürstendorf) Sachow
Dubno+~ Lipno Schtschastliwa
Fürstendorf (Lessnaja)+ (Kirchspiel Nowograd-Wolhynsk nach 1921 ?) Liptschisna (Lipszczyzna)+ Selenaja+
Fürstental (Kustarnaja)+ (Kirchspiel Nowograd-Wolhynsk nach 1921 ?) Malowana (Malewanka, Julin-Malewannaja)* Shinufka+~
Gontscharicha (Gonczarycha)+~ Marianufka am Goryn+ Slobodskie Gollendry (Karlswalde)*
Grüntal (Moisanowka)*+~ Marianufka (bei Periljanka) Sophiewka (Zofjowka)*+~
Henriette Marianufka+~ (bei Kopytkow) Soshin
Horodniza (Horodnica)+~ Matschulek*+ Sosnowik
Iwanufka+ Michalow+ Stanislawufka
Jalomez Plaschew (Plaszewo, Plaszowo, Johannestal)+ Tomaschew+
Jaminez Michalowka (Michalufka) Totowitsch+
Janufka+ (bei Pawlufka) Moczulki Tschornaja Losa+
Julianufka Moisanowka (Grüntal)* Ugly+~
Julin-Malewannaja (Malowana, Malewanka)*+ Mytniza (Mytnica)*+ Werben+
Kadischtsch (Kadyszcze) Nadeshda+ Wischnewez
Kamennaja Werba+ Nowina-Dobratinskaja (Nowiny Dobrazynskie)+ Wladimirez
Karlswalde (Slobodskie Gollendry)*+ Pendik (Piendyki) Wladislawufka+~
Kasimirufka+~ Periljanka (Perelysianka)+ Wygoda*
Koppan+ Polike Zirwischtsch
Koraz (Kuraz, Kurasz) Radischtsch+~ Zofjowka (Sophiewka)*
Zurkow-Nadeshda


Zeichenerklärung

" * " Kennzeichnung für Eigentümerkolonien
" + " bezeichnet eine Ortschaft mit einer Schule (und einem darin genutzten Betsaal)
" ~ " steht für eine Ortschaft mit eigener Kapelle


Quellen:

PINGOUD, G.: "Die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Rußland", herausgegeben von der Unterstützungs-Kasse für Evangelisch-Lutherische Gemeinden in Rußland; Band 1: "Der St. Petersburgische und der Moskowische Konsistorialbezirk", St. Petersburg, 1909

10) ebenda, Seiten 207 – 209

KNEIFEL, Eduard: "Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555 - 1939", Selbstverlag des Verfassers, Vierkirchen 1971

14) ebenda Seiten 194 – 195

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