Lubliner Forschungs-Seite

 

Eine einzigartige Zusammenarbeit mit der Lutherischen Dreifaltigkeits-Kirche in Lublin

Wie alles begann

Anfang 2004 hatten die Mormonen (LDS) das Archiv der lutherischen Kirche in Lublin als Teil einer neuen digitalen Plattform für die Verbreitung von genealogischen Aufzeichnungen über die Family History Center aufgenommen. In den folgenden Jahren kam diese viel versprechende Entwicklung für den Zugang zu den Lubliner Datensätzen durch die vielen Fragen der LDS im Zusammenhang mit der Digitalisierung ihrer gesamten Film-Sammlung ins Stocken. Entsprechend der Vereinbarung mit dem Lutherischen Konsistorium in Warschau hatte LDS das komplette Archiv auf 71 DVDen kopiert und sowohl dem Konsistorium als auch der Kirche in Lublin übersandt.

Nach zwei Jahren wurde klar, dass die Mormonen diese Filme in absehbarer Zeit nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen würden. Die Pläne für die Digitalisierung ihrer vorhandenen Mikrofilm-Sammlung erwiesen sich als ein großes Hindernis für die frühzeitige Freigabe des Lubliner Archives. In der Zwischenzeit blieb diese wertvolle Quelle weiterhin in den Archiven von Salt Lake City ungenutzt liegen. Mit der Hilfe eines polnisch sprechenden Anwalts war es Mitgliedern von SGGEE möglich, Pfarrer Dariusz Chwastek und Jadwiga Kawiak, Verwalter des Archives der Lubliner Kirche, anzurufen und zu fragen, ob sie in der Lage wären, die ihnen durch die LDS überlassenen DVDen zu nutzen. Da die Kirche kaum finanzielle Mittel zur Modernisierung ihrer veralteten Computer hatte, konnten die DVDen mit der vorhandenen Ausstattung nicht gelesen werden. Sie verwiesen an das  Konsistorium, da die Computerausstattung dort aktueller sei.

Von dem Konsistorium in Warschau haben wir erfahren, dass die Dateien auf den DVDen mit einem normalen Foto-Bearbeitungs-Programm geöffnet werden können und dass die Dateien in Ordnern organisiert sind. Wie vermutet, geben die jeweiligen Ordnernamen nur einen unbedeutenden Anhaltspunkt für den Inhalt. Aus der Erkenntnis, dass keine spezielle Software zum Öffner der Dateien nötig war, diskutierten wir die Situation mit dem Pastor. Eine Nutzung der DVDen durch die Kirche ist zum einen aufgrund der veralteten Technik und zum anderen durch die unsystematischen Dateinamen seitens LDS nicht möglich. Dies stellte das nächste Hindernis dar, denn solange die Kirche die DVDen nicht nutzen kann, ist niemandem geholfen.

Die Partnerschaft mit der Evangelischen Dreifaltigkeits-Kirche Lublin

Zum Glück Pastor Chwastek war sehr offen für eine Zusammenarbeit mit SGGEE, um das Archiv in einer leicht durchsuchbaren Weise zugänglich zu machen, die es der Kirche ermöglicht, eine bestimmte Aufzeichnung zu finden. Pastor Chwastek schlug eine Online-Suche vor, bei der jeder anhand von Namen einen Index durchsuchen und die gefundenen Aufzeichungen bei der Kirche anfordern kann. SGGEE wollte dafür ein Team von Freiwilligen einsetzen, die aus den DVDen den benötigten Index erstellen ohne die DVDen zu kopieren. Nach Abschluss des Projektes sollen weiterhin die einzigen Kopien des digitalen Archives (außer bei LDS) beim Konsistorium in Warschau und der Kirche in Lublin vorhanden sein. Der Vorstand von SGGEE genehmigte einstimmig, der Evangelischen Dreifaltigkeits-Kirche Lublin genügend Mittel zu übertragen, um eine ausreichende Computerausstattung incl. Zubehör vor Ort zu gewährleisten. Die Kirchenleitung in Lublin zog den Vorschlag wohlwollend in Erwägung und stimmte schließlich den Konditionen mit einem Dank für die großzügige Hilfe und die finanzielle Unterstützung zu. Sicherlich wird die Computerausstattung auch für die tägliche Arbeit Verwendung finden, aber sie ermöglicht vor Allem die Arbeit mit dem digitalen Archiv.

Es war aufregend, als die Kirche die aktuelle Ausstattung in Betrieb nahm und Zugriff zum Internet erhielt. Der Pastor verbrachte mehrere Wochen mit dem Kopieren der DVDen auf die Festplatte des Computers und der Sichtung der vorhandenen Dateien / Ordner. Zudem erstellte er von jeder DVD eine Kopie, die er für das Indizierungsprojekt versenden kann. So gewann er die Übersicht, welche Arten von Aufzeichungen sich auf jeder DVD befinden. Anhand dieser Liste (siehe DVD-Beschreibungen)konnte wir auswählen, wo die Arbeit beginnen sollte. Die Dateien einer DVD haben keine besondere Organisation außer, dass die Dateien eines Ordners meistens aus einem Kirchenbuch sind oder eine Sammlung von Blättern darstellen, die dazugehören.

Durch die große Zahl von Datensätzen auf jeder DVD (in der Regel etwa 1000 bis 3000 pro DVD) wird es noch mehrere Jahre dauern, bis die Freiwilligen dieses Indizierung-Projektes fertig sind. Schnell konnte schon herausgefunden werden, dass sich viele Schätze in den Aufzeichungen befinden. Die Freiwilligen des Teams Lublin haben alle Vorfahren und Verwandte in der Nähe von Lublin und die neuen Entdeckungen und Erkenntnisse helfen bei ihrer eigenen Ahnenforschung. Von dem Projekt werden alle mit lutherischen Beziehungen in der Lubliner Gegend profitieren. Viele Familien nutzten diese Region auch als Durchreise auf dem Weg nach Wolhynien und so finden sich auch Aufzeichungen aus der Zeit des vorübergehenden Aufenthalts dieser Familien.

Ein weiterer unerwarteter Wert dieser Aufzeichungen wurde schnell gefunden. Für die Jahre der Abschiebung während und kurz nach dem ersten Weltkrieg sind  relativ ausführliche Informationen von genealogischen Interesse. Offenbar haben die überlebenden Deutschen nach ihrer Rückkehr von Geburten und Todesfällen, die auf dem sowjetischen Gebiet erfolgten, Meldungen angefertigt. Dadurch ist eine Dokumentation der vielen Todesfälle aus dieser stressigen Zeit möglich. Wenn man nach dem Begriff “Russland” im Feld “Ort” sucht, werden diese Abschiebungsfälle angezeigt.

Es ist nicht bekannt, ob auch andere Kirchen in Polen die LDS besucht hat, ihre Archive digitalisieren wollen oder werden. Es wird erwartet, dass dieses Projekt als Prototyp dient und als Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn die Kirche bereit ist, mit anderen zusammenzuarbeiten, um ihre Archive weltweit zur Verfügung zu stelle.

Danksagung

SGGEE dankt Pfarrer Dr. Dariusz Chwastek und Frau Jadwiga Kawiak für ihre Zusammenarbeit bei der Schaffung dieser Heruasforderung. Die Freiwilligen, die die Indizierung der Aufzeichungen vornehmen sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt.

Wenn Sie an dem Projekt teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an Karl Krüger (dabookk54@yahoo.com). Ein Computer mit DVD-Laufwerk und grundlegende Excel-Kenntnisse sind erforderlich. Deutsche, polnische und/oder russische (unser größter Bedarf) Sprachkenntnisse sind  hilfreich.

NAME LAND
Ted Belke Kanada
Bianca Bergmann Deutschland
Stefan Düsterhöft Deutschland
Sandor Krause Deutschland
Karl Krueger Vereinigte Staaten von Amerika
Susie Tonn Lewis Kanada
Barb Nakahara Kanada
Sigrid Pohl Perry Vereinigte Staaten von Amerika
Bianca Ute Ritz Deutschland
Kyle Sattler Kanada
Regina Steffensen Deutschland
Harald Steinebel Deutschland
Ilona Timm Deutschland
Brigitte Vahlenkamp Deutschland
Carsten Wöhrmann Deutschland

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