Kirchspiel Kowel

Kirchspiel Kowel (gegr. 1937)

Gemäß der russischen Bevölkerungszählung aus dem Jahr 1897 wohnten nur 196 Deutsche in der Stadt Kowel und 3.170 wohnten im Kreis Kowel. Die erste polnische Zählung von 1921 nannte 48 Deutsche in der Stadt und 2.230 im Kreis, eine Abnahme von fast einem Drittel. 1931 war die Zahl der Evangelischen höher als die der Deutschen, weil die reformierten Tschechen in Kupiczew und die evangelischen Polen in Aleksandrowka mitgezählt worden waren. Bei einer weiteren Zählung im Jahr 1936 fehlten die Angaben zu deutschen Einwohnern völlig. 19

Obwohl Kowel nur ein Bethaus und keine Kirche hatte, wurde unter Führung von Pastor Erdmann ZIEGLER dort 1918 eine Filiale und 1937 ein selbständiges Kirchspiel eingerichtet 20. Das Kirchspiel Kowel wurde aus einzelnen Gemeinden der Kirchspiele Wladimir (W), Roshischtsche (R) und Rowno (Row) gegründet. 21

Seine evangelische Bevölkerung umfaßte etwa 3.000 Gemeindeglieder. KNEIFEL erwähnt nur zwei Dörfer in diesem Kirchspiel: Niewir (Newir, Niewiara), das dicht bei Klein Gluschka und unweit Kowel lag und das Kantorat Zofjowka, das vorher zum Kirchspiel Rowno gehörte. Bei der großen Entfernung dieses Zofjowka zu Kowel ist die Zuordnung schwer nachvollziehbar. Ein Sofiowka und ein Zofiowka (Wysoka) lagen sehr viel dichter an Kowel, aber beide befanden sich im Kirchspiel Wladimir-Wolynsk. Welches Kantorat Zofiowka hier auch gemeint ist, es besaß einen Chor unter Leitung von Lehrer Hugo HILSCHER und einen Posaunenchor unter Leitung von Posaunenwart STROHSCHEIN.

In den Jahren 1938/39 wurde die evangelische Gemeinde in Alexandrowka zu einer Filiale von Kowel ernannt, betreut von Kowels Pastor ZIEGLER. Diese war eine überwiegend polnischsprachige Gemeinde. Laut KNEIFEL blieb den Einwohnern die Verbannung im Jahr 1915 erspart, da sie als "Holländer" bekannt waren und die russische Militärführung daher meinte, daß sie nicht zu den "gefährlichen" Deutschen zählten! 22

Die Pastoren im Kirchspiel Kowel

vor 1889 betreut vom reformierten Prediger Joseph MANDZELOWSKI aus Niepokojczyce, Kreis Kobryn
ab 1889 Edmund Hermann SCHULTZ aus Neudorf-Neubruch am Bug
1936 - 1940 Theodor ZIRKWITZ
Siegmund August LOPPE
Rudolf Erdmann ZIEGLER


Evangelische Gemeinden im Kirchspiel Kowel 23

Aleksandrowka / Karolinka-Jana Mala Glusza / Klein Gluscha Radomle / Stanislawowka
Aleksandrowo Maniewicze Rafalowka
Dombrowa Niewir Rokitno Wol.
Dubniki (R) Osowik Sarny
Kowel (W) Pieszczanki Zademle
Lada Pinsk Zofjowka (Row)



Quellen:

KNEIFEL, Eduard: "Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555 - 1939", Selbstverlag des Verfassers, Vierkirchen 1971

19) ebenda Seite 188 (Anmerkung des Übersetzers: die Angaben aus den Jahren 1931 und 1936 wurden lt. KNEIFEL ergänzt.)

22) ebenda Seite 188

20) KNEIFEL zitiert hier "Rocznik Ewangelicki" - Evang. Jahrbuch - Warschau 1925, S.158

SCHMIDT, Hugo Karl: "Die evangelisch lutherische Kirche in Wolhynien", Marburg 1992

21) ebenda Seite 65 (Anmerkung des Übersetzers: die Zuordnung der Gemeinden bei der Gründung des Kirchspiels wurde lt. SCHMIDT  korrigiert.)

23) ebenda Seite 56

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